Kohlenwasserstoffe – besser als ihr Ruf?
Nicht erst seit dem Klimagipfel 2015 in Paris stehen Kohlenwasserstoffe unter Beschuss. Sie gelten pauschal als Klimasünder, spielen aber eine zentrale Rolle in unserer Energieversorgung. Doch ist dieses Urteil wirklich gerechtfertigt? Im Folgenden gehen wir dieser Frage nach und werfen einen Blick in die Zukunft: Haben Kohlenwasserstoffe und Raffinerien dort immer noch einen Platz?
Kohlenwasserstoffe – was ist das genau?
Bei den Kohlenwasserstoffen handelt es sich kurz gesagt um eine Stoffgruppe chemischer Verbindungen, die aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen. Sie kommen in der Natur in konzentrierter Form insbesondere in Erdöl und Erdgas vor. Daher stammt auch der Begriff „fossile Kohlenwasserstoffe“ für eben diese Bodenschätze.
Warum stehen Kohlenwasserstoffe in der Kritik?
Um die Erderwärmung auf lange Sicht in Grenzen zu halten, muss der CO2-Ausstoß eingeschränkt werden. Dies stellt Politik und Wirtschaft vor große Herausforderungen. Der Pariser Klimagipfel 2015 gilt in diesem Zusammenhang als wichtiger Meilenstein. Nach langen Verhandlungen wurde dort ein Klimaabkommen beschlossen, das die Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C, vorsieht. Doch wie ist das zu schaffen? Betrachtet man die Hauptverursacher der Treibhausgase, stehen die fossilen Energieträger an vorderster Front, daher auch ihr negatives Image. Die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas ist für den Großteil der Treibhausgasemissionen verantwortlich, in Deutschland laut Umweltbundesamt zu 80 Prozent. Hauptquellen sind hier die Strom- und Wärmeerzeugung, der Verkehr, die industrielle Produktion und die Privathaushalte.
Erdgas als saubere Lösung
Unter den fossilen Energieträgern gibt es allerdings große Unterschiede. In erster Linie ist es die Kohle, die eine schlechte CO2-Bilanz aufweist. Eine eindrucksvolle Zahl zur Einordnung: Würde man alle Kohlekraftwerke Europas auf Gas umstellen, würden sie rund 500 Millionen Tonnen CO2 weniger ausstoßen. Erdgas ist also die deutlich umweltverträglichere Alternative und bietet als Ergänzung zu den Erneuerbaren Energien eine große Chance, um die Klimaziele einhalten zu können. (Quellen: Studie "End of an era: Why every european country needs a coal phase-out plan", Dynamik für Kohleausstieg in Europa?)
Voller Energie in eine grünere Zukunft
Ein Vorteil von flüssigen Kohlenwasserstoffen ist ihre hohe Energiedichte und lange Speicherdauer. Diese Eigenschaften machen sie zu einem effizienten Baustein für die Mobilität der Zukunft – zum Beispiel beim Wasserstoffantrieb. Um Wasserstoff herzustellen, braucht man entweder Erdgas oder man setzt komplett auf die Erneuerbaren Energien. So lässt sich der einfach speicherbare Wasserstoff auch aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft produzieren. In einem von der OMV unterstützten Forschungsprojekt in Cambridge soll beispielsweise mittels Katalyse aus Sonnenlicht und Wasser Wasserstoff erzeugt werden.
Weniger fossile Kohlenwasserstoffe = weniger Raffinerien?
Zahlreiche Forschungsprojekte für eine alternative, klimafreundliche Energieversorgung beschäftigen die Wissenschaft weltweit. Werden die innovativen Methoden im großen Stil in die Tat umgesetzt, bedeutet dies jedoch keinesfalls, dass die Raffinerien ihre Tore schließen müssten. Sie sind zwar auf die Verarbeitung von Kohlenwasserstoffen spezialisiert, aber diese müssen ja nicht zwingend fossilen Ursprungs sein. So erprobt die OMV als Teil eines Konsortiums derzeit ein innovatives Verfahren, mit dem sich erneuerbarer Strom in Wasserstoff umwandeln und über das Erdgasnetz transportieren lässt - Stichwort „Power-to-Gas“. Anders als bisherige Lösungen kommt die Pilotanlage „wind2hydrogen“ ganz ohne wartungsintensiven Kompressor aus, da sie den Wasserstoff bereits bei der Gewinnung komprimiert. Dies ist nur einer von vielen zukunftsweisenden Ansätzen.
Fazit
Wegen ihrer hohen Energiedichte werden Kohlenwasserstoffe voraussichtlich auch für die Energieversorgung der Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. Wichtig ist: Nicht alle fossilen Kohlenwasserstoffe sind gleich schädlich. Zudem können Kohlenwasserstoffe auch aus regenerativen Quellen stammen. Hierzu laufen vielversprechende Forschungsprojekte, so dass Raffinerien auch weiterhin eine Schlüsselrolle spielen werden.